Résumé unserer Biskayaquerung

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 ”Schon beim Start in Camaret-sur-Mer - ruppige Bedingungen”   

 Oft, sehr oft haben Eva und ich während unserer Vorbereitungs- und

 
Planungszeit unserer großen Reise über die Biskayaquerung gesprochen.Die berühmt, berüchtigte, tückische Biskaya. Viel haben wir über sie gelesen. Was ist uns nicht alles erzählt worden. Furchtbares Wetter, meterhohe Wellen, Fischernetze in Bootsschrauben, Riggverluste, ( erst letzte Woche wieder ) , querschlagende Schiffe, Kenterungen, Zusammenstöße mit schwimmenden Containern, usw. usw.

Wir wurden ermahnt, gewarnt und auch einmal ob unseres Leichtsinnes, ohne Hochseeerfahrung so eine Fahrt zu machen, einer gewissen Naivität gescholten. Unsere Grundstimmung war jedoch immer, mit der richtigen Strategie schaffen wir das schon.

Eine der wichtigsten Voraussetzung loszusegeln war für uns das richtige
Wetterfenster in Camaret abzuwarten. Irgendein Nordwind, sei es
Nord-Ost, Nord, oder Nord-West sollte es sein. Nur es blies fast 14 Tage ununterbrochen teilweise richtig heftig aus Süd-West.
Der Meteorologe Herr Taxwedel von WetterWelt, Kiel, erklärte uns das das Azorenhoch für diese Jahreszeit ungewöhnlich schwach ausgeprägt sei. Das wäre der Grund für die Süd-West Winde.

Eine Woche im Hafen wartend, ohne dass es weiter geht, kann man ganz gut aushalten. Es gibt immer etwas an Bord zu tun. Außerdem hatten wir ja auch 3 schöne Tage durch unseren Besuch bei Freunden in Lorient. Nacheiner weiteren Woche wurde es aber dann doch zur Geduldsprobe. Unser deutsches Segeldorf, bestehend aus drei weiteren Schiffen mit dem gleichen Ziel, beriet sich laufend über die aus unterschiedlichen Quellen stammenden Grip-Files. Das Wochenende vom Sonntag den 29.07.07 an sollte es sein. Die Zeit war reif.

Eine von uns angeforderte Törnberatung sagte für die 3 bis 4 nächsten
Tage Wind aus W, W-NW, N, NE, E mit Windstärken von 2 bis 7 BF voraus. Die Wellenhöhen sollten zwischen 1 und 3,5 m betragen. Recht ruppige Bedingungen wurden uns vorhergesagt. Von Allem etwas also, von Allem aber auch ein wenig zuviel. Aber wir wollten weiter. Noch länger Warten kam für uns nicht in Frage.

Ãœber einige statistische Daten wie E-Male, usw. hat Eva ja gestern schon berichtet.Ãœberrascht hat uns jedoch, wie schwer, ja sogar anstrengend und mühsam das Leben an Bord auf solch einer Fahrt unter “ruppigen” Bedingungen ist. Alles ist anders. Wache gehen, Kochen, Essen und Trinken, Schlafen, ja sogar der Gang zur Toilette sind nur mit teilweise großen Kraftanstrengungen möglich.

Die Sola Gracia hat teilweise Rollbewegungen von mehr als 35° von
Backbord nach Steuerbord mit gleichzeitigen Nickbewegungen, ausgehend vom Bug in Richtung Heck, ausgelöst durch den hohen Wellengang gehabt, die selbst normales Sitzen im Cockpit nicht möglich machten. Immer mussten wir uns einklemmen oder festhalten, manchmal auch beides gleichzeitig. Schlafen unter diesen Bedingungen ist fast nicht möglich, wenn überhaupt, dann nur, für mich zumindest, auf dem Salonboden liegend nach Lee eingekeilt.

Apropos Toilette gehen. Das Ablegen von Rettungsweste und Lifebelt, das Ausschälen aus den Segelklamotten, weitere Ausführungen erspare ich Euch hier, ist so mühsam bei solchen Schiffsbewegungen, das ich einen Ausweg aus der Segelhose schaffen werde. Eine Schere liegt schon bereit. Ich appelliere an alle Segelbekleidungshersteller entsprechende Lösungen, konkret, Wasser kann outside aus der Hose, aber Wasser, z.B. Regen. nicht inside, zu suchen und einzubauen.

Es herrschte bei uns an Bord eine unaufgeregte Aufmerksamkeit, immer beobachtend, hörend und prüfend, welche Geräusche macht das Schiff bzw. das Rigg, ist Kurs und Segelstellung richtig, um, wenn nötig,
Änderungen vorzunehmen oder zu korrigieren.

Obwohl die äußeren Bedingungen nicht immer optimal waren, hatten wir eine schöne Zeit an Bord. Wasser hat mich schon immer angezogen. Auf dem Wasser sein an Bord des eigenen Schiffes, dieser Blick auf den Horizont, das sich fast mit jedem Augenblick verändernde Bild, diese manchmal tiefblaue, immer sich ändernde Wasserfarbe, die Geräusche und Gerüche des Meeres hat dann noch mal eine andere Qualität.

Besonders stolz bin ich auf meine Frau Eva. Souverän und vorausschauend hat Sie den Törn in allen Belangen mitgeplant. Ohne Sorge oder gar Angst, auch nachts, ist Sie alleine, während ich versuchte zu schlafen, Wache gegangen, navigiert und Boot gesteuert. Die Zubereitung des Essens war manchmal schon eine Herausforderung. Trotzdem gab es immer ausreichend, auch warmes Essen. Eva hat großes Vertrauen in unser beider Möglichkeiten, wir wachsen mit jeder neuen Herausforderung.

Wir sind dankbar alle diese Erfahrungen gemeinsam machen zu dürfen.
Solch eine Reise mit einem Schiff ist immer auch eine Reise zu sich
selbst. Mann, Frau lernt den Partner dabei von einer ganz anderen Seite kennen. Gott sei gedankt, dass wir bis jetzt von größeren Überraschungen verschont geblieben sind.

2 Reaktionen zu “Résumé unserer Biskayaquerung”

  1. Runkel

    Ich kann nur immer wieder sagen: Remscheid ist stolz auf Euch!

  2. Siggi

    Hallo Weltenbummler
    Herzliche Grüße von eurer GBS gruppe.
    Unsere Gebete begleiten euch.

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