Umsetzung

Ein Traum nimmt Gestalt an

Jetzt hatten wir unsere Weltreiseyacht gekauft.

Dummerweise pünktlich zum Segelsaisonende. Wir verbrachten ein Wochenende auf unserem Schiff, tauften es ganz unspektakulär auf Sola Gracia nicht mit einer zerschlagenen
Sektflasche am Bug, sondern mit einem kleinen verschütten Schluck Champus aufs Heck,
und dann, kam die Sola ins Winterlager in eine Halle.

Noch im Winter gelang es uns einen Liegeplatz in der Marina Roompot, Kamperland, NL, für das Jahr 2006 zu ergattern.

Jetzt hieß es aus einem Steckdosenschiff ein autarkes System zu machen, um völlig unabhängig von Marinas zu sein. Die Aufgabe bestand aus der Installation von einem Windgenerator, Solarmodul, Entsalzungsanlage, Windsteueranlage, Amateurfunkanlage als Kern und vielen, vielen anderen Ausrüstungsgegenständen. Unsere Wunschliste hatte ungefähr 100 Positionen, die nach Prioritäten geordnet wurde, natürlich unter Berücksichtigung unsere Budgetplanung.

Klar, dass Evas Prioritätenliste völlig anders aussah wie Rüdigers. Aber nach einem kurzem
Planungswinter in dem unzählige Kataloge und die entsprechende Fachliteratur studiert wurden, stand das Konzept. Wir bestellten, kauften ein, fällten Entscheidungen, verschoben Entscheidungen, uns wurde schwindelig bei den Preisen, wir schrieben unsere Prioritätenliste immer wieder um und machten mehrfach eine neue Budgetplanung.

Es gab nur noch ein Problem zu lösen. Wer war in der Lage uns fachlich und kompetent beim Einbau der diversen Geräte zur Hand zu gehen. Einige holländische Betriebe schieden nach Kontakt schnell aus. Entweder weigerten sie sich nicht selbst bestellte Geräte einzubauen, oder die Referenzen erschienen uns zu dubios.

Wir hatten großes Glück. Unser Bekannter Klaus den wir vorsichtig fragten ob er sich vorstellen könnte uns zu helfen, sagte sofort zu, und identifizierte sich mit diesem Projekt so sehr, dass er fortan nur noch von „ seinem Baby „ sprach. Von Beruf Elektriker, begnadeter Handwerker, hatte er natürlich überhaupt keine Mühe Installationspläne zu lesen. Er informierte sich sehr sorgfältig und genau und im Juli 06 fuhren wir das erste Mal über ein verlängertes Wochenende nach Holland um den Windgenerator und das Solarmodul einzubauen. Alles klappte wunderbar. Um es vorweg zu nehmen. Auch alle anderen Einbauarbeiten an späteren Terminen vorgenommen waren immer von Erfolg gekrönt. Ich lernte viel von Klaus, wir waren ein prima Team, die gemeinsame Arbeit machte viel Freude, wir wurden Freunde.

An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön lieber Klaus.

Eva und ich lernten unser Schiff immer besser kennen .Im Urlaub segelten wir nach England, häufiger übten wir im Roompot Hafenmanöver, und wurden uns immer sicherer das richtige Schiff für unsere große Reise gekauft zu haben.

Ab Herbst 06 wurde es richtig spannend. Eva Arbeitsbelastung bedingt durch Ihre Arbeit wurde von Monat zu Monat größer. Ich stand vor der Geschäftsübergabe an meine Nachfolgerin Ende Dezember. Wie noch nie vorher begannen wir unser Leben umzukrempeln, durch einige größere und viele kleine Maßnahmen und Entscheidungen.

Ich begann eine Lehre. Zwar nur 14 Tage, aber es war für mich völlig neu.
Der Inhaber der Firma KS – Yachting Klaus Supa, Kappeln war bereit mich als Hospitant
mit auf Tour zu nehmen. Ich durfte bei seiner Arbeit zusehen, half soviel ich konnte, bekam sehr viel erklärt, lernte viel über Motoren und Elektrik.

Nach dem Jahreswechsel und der Geschäftsübergabe bereitete ich mich auf die Prüfung zur
„ Zulassung zur Teilnehme am Amateurfunkdienst „ vor. Das war vielleicht ein sch… Job.
Nachdem ich die erste Prüfung nicht bestand, erlangte ich auf einer Wiederholung dann die Amateurfunkgenehmigung der Klasse A mit dem Rufzeichen DC5RT.

Eva arbeitete unter Hochdruck noch bis zum letzten Tag. Aber Ende April 2007 war es dann soweit. Sie übergab Unterlagen an Ihre Auftraggeber – und löste mit mehr als einem mulmigen Gefühl im Magen ihr Büro auf.

Der Haushalt wurde aufgelöst, Sohn Philip durfte in das Haus einziehen, und wir zogen um, auf die Sola Garcia.

Unsere große Reise konnte beginnen.