Weltreise beendet nach 26.530 SM - 34 Ländern - 103 Stationen

 

unterwegs 

Leise, still und fast heimlich ohne großen Bahnhof sind Eva und ich auf unserer Sola Gracia am 1. Juni 2007 in aller Frühe, die richtige Tide

 nutzend, aus dem Hafen Roompot, Holland ausgelaufen.

Ziel: eine große Reise. Von einer Weltumsegelung haben wir damals ( auch in der Planungsphase vorher ) gar nicht laut zu sprechen gewagt. Wir waren Segelanfänger, hatten wenig Erfahrung, ja, wir kannten selbst unser Schiff nicht einmal richtig.

Wir begaben uns, als wir ablegten, auf eine Reise ins Ungewisse. Hatten sehr viele unbeantwortete Fragen an Bord und im Gepäck, waren allerdings gut vorbereitet. Einige unserer Ausrüstungsgegenstände hatten wir jedoch vorher noch nicht ausprobiert oder erprobt, so z B: die Windfahnensteuerung oder die Kurzwellenanlage oder, oder, oder. Aber Segeln heißt lernen, immer und ständig.

Natürlich hatten wir romantische Vorstellungen von der Freiheit auf dem Wasser und den fernen Zielen die wir ansteuern wollten. Viel haben wir erlebt. Nicht immer hat auf unserer Reise die Sonne geschienen, aber nie haben wir bereut uns auf das große Abenteurer Weltumsegelung eingelassen zu haben. Nirgendwo sonst als auf dem Wasser ist man so unmittelbar gefordert sich den sich schnell veränderten Bedingungen durch Wind und Wellen anzupassen und richtig zu reagieren. Angst hatten wir (fast) nie, wohl aber großen Respekt vor den Ozeanen. Mit jeder Seemeile wurden wir sicherer und mit wachsender Erfahrung auch mutiger.

Die intensivsten Wahrnehmungen hatten wir auf den großen Oceanpassagen.

Nur mit dem Wind solch lange Strecken zu bewältigen auf den unendlich erscheinenden Wasserflächen, die Wellenberge und Dünung, die Wasserfarbe, ( spätestens auf dem Atlantik wussten wir auch woher das Wort „Blauwassersegeln“ kommt ) , der Sternenhimmel in der Nacht, war berauschend. Jeder Landfall, besonders jedoch das Ankommen in der Karibik, in der Südsee aber auch Neuseeland hat bei uns nicht zu beschreibende Glücksgefühle ausgelöst. So viele wunderbare Orte auf eigenen Kiel zu erreichen war manchmal wie ein Traum.

Besondere Erfahrungen haben wir mit den Menschen, die wir kennen gelernt haben, gemacht. Einmal die Hilfsbereitschaft und ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl der Segler untereinander und diese überwältigende, vorurteilsfreie Freundlichkeit und Gastfreundschaft uns Fremden gegenüber in vielen Ländern auf vielen Stationen wo wir waren.

Bedrückend war für uns das letzte Fünftel unserer Reise von Phuket, Thailand ins Mittelmeer. Die Überfälle auf zwei Segeljachten innerhalb einer Woche durch Solamische Piraten in unserer unmittelbaren Nähe, die Ermordung von vier Amerikaner und die immer noch andauernde Geiselhaft von sieben Dänen, drei davon Kinder im Alter zwischen 12 und 17 Jahren, beschäftigt uns sehr. Der Indische Ocean und das Rote Meer haben uns viel abverlangt, diese Erlebnisse sind noch nicht von uns verarbeitet.

Lothar Leese, Pastor unserer Heimatgemeinde, schenkte uns auch im Namen der Gemeinde, zum Abschied ein kleines Büchlein mit dem Titel” Möge der Weg dir entgegeneilen “. Es enthält irische Segenswünsche. Diese Wünsche haben Seefahrer, Auswanderer, Zuhause oder in der Fremde, begleitet. Uns geleiteten sie auf unserer Reise.

Im Büchlein fanden wir den Text:

Den tiefen Frieden

Den tiefen Frieden im rauschen der Wellen wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden im schmeichelnden Wind wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden über dem stillen Land wünsche ich dir.
Den tiefen Frieden vom Sohne des Friedens wünsche ich dir.

Tiefen Frieden und Glück empfanden Eva und ich vier Jahre später, nach ca. 26 500 sm (ca. 49 000 km) , dem Besuch von 34 Ländern und 104 Stationen, am Morgen des 1. Mai 2011 beim Einlaufen in den Hafen von Finike, Türkei. Wir waren (fast) um die Welt gesegelt.

Wir sind unserem Herrn dankbar für Bewahrung und Führung auf unserer Reise.

Eines dürfen und wollen wir nicht vergessen. Wir danken von ganzem Herzen unserer Familie die während unserer Abwesendheit unsere Dinge zu Hause geregelt und in Ordnung gehalten haben. Unseren Kindern, die uns auch manchmal gebraucht hätten und klaglos auf uns verzichtet haben. Und den vielen Segelfreunden unterwegs die uns häufig mit Rat und Tat geholfen haben.

Das war der letzte Bericht auf unserem Blog.

Danke sagen wir unseren Lesern für ihr Interesse und für die vielen positiven Kommentare.

Remscheid den 23. Mai 2011

Eva Hauer
Rüdiger Tamm

Eine Reaktion zu “Weltreise beendet nach 26.530 SM - 34 Ländern - 103 Stationen”

  1. Ossehuk

    Herzlich Willkommen zu Hause!

    Paul und Heike

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