Konvoi vom Oman durch den Golf von Aden nach Eritrea
Nach den mühsamen und sehr anstrengenden Vorbereitungen auf diesen Törn kam noch hinzu eine sehr bedrückte Stimmung unter den 35 Seglern die im Hafen von Salalah lagen.
Die Blue Water Rallye löste sich komplett auf, am Ende setzen mehr als 15 Crews ihre Reise nicht mehr fort und lassen im Moment ihre Schiffe auf ein Spezialschiff verladen und ins Mittelmeer bringen. Nach dem Überfall auf die Quest und der Ermordung der Besatzung war die Verunsicherung sehr groß. Auch wir haben einen Tag lang erwogen uns verladen zu lassen.
Das Gefühlschaos wurde dann noch einmal erhöht. Der Agent Mohammed glaubte für die weiterfahrenden Schiffe einen Begleitschutz von der Osmanischen Marine und der Jemenitischen Küstenwache organisieren zu können. Zwei Tage herrschte Hochstimmung, dann die Ernüchterung, war alles nur Bluff, wir wissen es nicht und werden es wahrscheinlich auch nie erfahren.
Am Morgen des 3.03.2011 ging es für 13 Schiffe aus unterschiedlichen Nationen los.
Wieder war genau festgelegt wie der Konvoi sich zu formatieren hatte, das Verhalten im Ernstfall besprochen, die Wegepunkte entlang der Jemenitischen Küste bestimmt, wie die Kommunikation untereinander stattzufinden hatte. Es durften keine Bootsnamen genannt werden, keine Koordinaten, Gespräche nur auf Kurzwelle und UKW Kanal 17 nur bei besonderen gegebenen Anlässen. Ansonsten Funkstille.
Obwohl die Disziplin sehr hoch unter den Seglern war, diese Erfahrung im Konvoi zu fahren müssen wir nicht mehr haben. Es war mit Abstand die anstrengenste und auch gefährlichste Fahrt auf unserer Reise. Es war unglaublich schwer die Entfernungen untereinander bei den verschiedenen Wind- und Seegangsverhältnissen unter Segeln und Motor bei Tag und noch schlimmer bei Nacht einzuhalten. 10 lange Tage 24 Stunden Stress pur für alle. So wenig geschlafen haben wir noch nie in unserem Leben. Auf diesem Törn wurde nichts, aber auch wirklich nichts ausgelassen. Viele Defekte an den Schiffen, ( bei einer nächtlichen Sturmfahrt fielen auf 4 Schiffen wegen Überbelastung die Autopiloten aus, auch wir mussten nicht nur in dieser Nacht von Hand steuern ) , beinahe Kollisionen, drei Schiffe fingen, natürlich in einer Nacht, Fischerleinen, überhitzte Motoren, und viele andere, kleinere Probleme.
Häufig wurden wir von Fliegern und Hubschraubern überflogen. Permanent hörten wir auf UKW Kanal 16 ein sich in unmittelbarer Nähe befindliches Kriegsschiff.
Auch wieder nachts, auch wieder bei sehr viel Wind ( 30 Kn ) fiel die Steuerung bei einem mitfahrenden Segler aus. Alle Schiffe stoppten und es entstand ein unglaubliches Chaos bei hohem Seegang und wie gesagt mehr als genug Wind. Das in dieser Situation nichts passiert ist, ist ein kleines Wunder.
Die Belastung für jede Crew wurde noch durch immer wieder auftauchende Boote, Daus, ect, die nicht eindeutig als harmlose Fischer zu identifizieren waren, erhöht. Dann war zusammenrücken angesagt. Auch das waren Manöver die den Adrenalinspiegel sehr erhöhten. Aber durch die anstrengende Konvoifahrt hatten wir fast keine Zeit über die Bedrohung durch Pipiraten nachzudenken.
Auf der Höhe von Aden teilte sich der Konvoi. Einige Schiffe liefen Aden an, andere so wie wir auch, nutzen die gute Wettervorhersage um weiter zu fahren. Ein Trennungsgebiet vor dem Tor der Tränen im Golf von Aden musste bei hohem Großschifffahrtsverkehr passiert werden, und, wir waren im Roten Meer. Ab den Hanisch Inseln ( dort wurde letztes Jahr unser Segelfreund Edmund auf seinem Cat Felicitas überfallen ) war die Pipiratengefahr dann endlich vorbei.
Wir können und werden keine Empfehlungen für nachfolgende Besatzungen und Boote aussprechen. Jedes Jahr scheint die Situation eine andere zu sein. Durch die Ueberfaelle auf die Quwest und die Ing hat sich das Sicherheitsempfinden in diesem Jahr für uns Segler ja total verändert. Hieß es bis jetzt doch immer : Uns ( Segler ) lassen die ( Piraten ) ungeschoren was wollen die denn von uns erwarten, die sind nur auf die Großen aus : . Hatten wir nur Glück ? , waren wir Leichtsinnig ? , häufig stellen wir uns diese Frage, keine Ahnung. Wir sind nur froh durch zu sein.
In der vorletzten Nacht auf diesem Törn kurz vor Massawa dann noch mal was besonderes. Unsere Boote, die Golden Tilla, die Kiwi Kiwi und die Sola stampften sich bei hohem Seegang, Gegenwind und 1.5 Kn Gegenströmung in der Welle fest. Das Ziel kurz vor Augen, ca. 30 sm mussten wir nur noch, kamen wir einen ganzen Tag lang mit nur 1.5 bis 2 Knoten Fahrt über Grund voran.
Aber auch das war irgendwann vorbei, um Mitternacht am 12.03. 2011 laufen wir im strömenden Regen, ja ihr lest richtig, es regnete, in den Tiefseehafen von Massawa, Eritrea ein.
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